Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Mit “Love HR, hate Racism” stehen wir dafür, dass HR klare Kante zeigt, mutig ist und mit anpackt. Aber was kann HR aktuell – über ein persönliches Engagement hinaus – beitragen? Wir haben im Folgenden fünf Impulse zusammengetragen, wie ihr euch im HR, gemeinsam mit euren Teams und eurem Unternehmen einbringen und eure Ressourcen und Talente gut nutzen könnt.
Ihr wollt euch lieber privat einbringen, Geld, Lebensmittel oder dringend benötigte Güter spenden, packen, fahren, Menschen aus der Ukraine bei euch aufnehmen? Dann findet ihr eine gute Übersicht über die vielen verschiedenen Möglichkeiten hier.
Bevor wir aber mit den konkreten Tipps starten, noch ein paar kurze, wichtige Hinweise:
Richtig helfen
Hilfe ist meist gut gemeint aber trifft nicht immer das was gebraucht wird. Informiert euch im Vorfeld, was genau gebraucht wird, wie es beispielsweise gepackt sein sollte und wie eure Hilfe am richtigen Ort ankommt. Sprecht bei größeren Aktionen mit Hilfsorganisationen oder idealerweise mit den betroffenen Personen direkt. Es wäre schade, wenn eure Mühe, Zeit und Energie umsonst investiert wäre.
Marginalisierte Gruppen besonders unterstützen
Wir stehen für Love HR, hate racism und möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Rassismus leider auch vor Hilfsaktionen und in Flucht- und Krisensituationen keine Pause macht: Die Berichte über junge, afrikanische Studierende, die nicht über die Grenze gelassen wurden, haben uns schockiert. In Berlin wurden vermehrt BIPoC an Hilfseinrichtungen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine abgewiesen. Versucht mit euren Aktionen besonders zu schützende Gruppen wie BIPoC und Personen aus der LGBTQI+ Community zu unterstützen und mit einzubeziehen. Nutzt eure Privilegien, um weniger privilegierte Menschen zu unterstützen! Dies gilt auch für Russ*innen, die aktuell angefeindet werden, obwohl sie sich klar vom autokratischen Regime in Moskau distanzieren und teils mit Inkaufnahme drakonischer Strafen gegen diesen Krieg demonstrieren.
Achtet auch auf euch
Einen richtigen Umgang mit einer Kriegssituation und den Nachrichten, die uns aktuell täglich erreichen, gibt es nicht. Engagement ist für uns auch wichtig, um uns handlungsfähig zu fühlen und nicht in Ohnmacht und Selbstmitleid zu versinken. Hier ein sehr gelungener Artikel zum Thema. Achtet aber auch auf eure eigenen Grenzen und unterstützt so, wie ihr es am besten könnt. Nutzt eure Talente und Fähigkeiten, um zu unterstützen! Falls ihr persönlich Unterstützung braucht, dann gibt es sowohl die Telefonseelsorge, also auch Angebote des Familienportals des Bundesministeriums für die unterschiedlichsten Lebenslagen. Teilt diese Links auch gerne mit euren Teams!
1. Eigene Mitarbeitende über Hilfsmöglichkeiten informieren, gemeinsam Spenden sammeln und helfen
Ein guter und niedrigschwelliger Start ist es, erstmal euer Team über die verschiedenen Möglichkeiten der Unterstützung zu informieren. Richtet beispielsweise eine digitale Übersicht (Intranet, Teams, Slack etc.) ein, auf der ihr die nächstmöglichen Sammelstellen für Sachspenden und Möglichkeiten für Geldspenden aufführt. Kommuniziert mit dem Team und vielleicht ergeben sich Optionen, mit der gesamten Belegschaft mit anzupacken. Vielleicht habt ihr ja sogar die Möglichkeit im Unternehmen einen eigenen Transport zu organisieren oder Geld zu sammeln. Die Star Finanz GmbH aus Hamburg, die Momeni Group aus Hamburg oder die Auto1 Group aus Berlin sind nur ein paar tolle Beispiele, wie dies in die Tat umgesetzt wurde:
2. Nutzt die Ressourcen eures Unternehmens um zu helfen
Vielleicht arbeitet ihr in einem Unternehmen, dessen Kernprodukt oder -service direkt in der Krisensituation unterstützen kann. Eventuell verfügt ihr aber auch über Ressourcen wie Maschinen, Lagerfläsche, Räumlichkeiten oder Transportmöglichkeiten mit denen ihr Hilfsaktionen gut unterstützen könnt. Und natürlich habt ihr sicherlich im Team zahlreiche Talente, die aktuell dringend benötigt werden.
So hat beispielsweise die Deutsche Bahn die Schienenbrücke ins Leben gerufen:
Das Unternehmen Predica hat ihr Warschauer Büro als Unterkunft umfunktioniert.
Die Schlafexperten von Emma haben Matratzen im Wert von mehreren tausend Euros für Menschen auf der Flucht bereitgestellt.
Und viele Hotels stellen ihre Zimmer geflüchteten Menschen zur Verfügung, wie beispielsweise die Motel One Group:
Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit Mitarbeitende für einige Stunden pro Woche freizustellen, damit sie Hilfsaktionen unterstützen, planen und durchführen können.
3. Spendenaktion für Kunden und Kooperationen mit ukrainischen Firmen
Ihr könnt außerdem als Unternehmen helfen, wenn ihr eines euer Produkte speziell auf die Unterstützung der Ukraine ausrichtet. Die Erlöse beim Verkauf werden dann gespendet. Alternativ könnt ihr beim Verkauf eurer Produkte oder bei der Nutzung eurer Services direkt die Möglichkeit zum Spenden einrichten. Vielleicht könnt ihr auch mit einem befreundeten Unternehmen aus der Ukraine eine Kooperation initiieren, sofern das unter den aktuellen Umständen möglich ist.
So hat beispielsweise das Kölner Startup Airpaq eine Bauchtasche in ihren Shop gebracht, die in ukrainischen Farben und Friedenslogo daherkommt. Die Erlöse aus dem Verkauf werden entsprechend gespendet:
Die Berliner Brauerei BRLO hat gemeinsam mit der Underwood Brauerei aus Kiew ein Bier gebraut und spendet hier ebenfalls die Erlöse:
4. Jobangebote für geflüchtete Menschen gepaart mit Unterstützung bei der Ankunft in Deutschland
Natürlich geht es im ersten Schritt darum, dass die Menschen aus der Ukraine in Sicherheit sind, eine Anlaufstelle und Herberge haben sowie Unterstützung erfahren. Wir hoffen auch alle, dass der Krieg schnell zu Ende geht und die Menschen so gut wie möglich in ihr altes Leben zurückkehren können.
Ein Job – und sei er nur temporär – kann viel Unterstützung bieten: Er bringt eine Tagesstruktur, eine konkrete Aufgabe und ein Einkommen, dass die Menschen absichert, Selbstwirksamkeit und Unabhängigkeit zurückgibt. Gleichzeitig ist man eingebunden, lernt Kolleg*innen kennen und baut ein eigenes Netzwerk in Deutschland auf.
Wenn ihr aktuelle Vakanzen habt, bietet diese doch auf den Jobbörsen an, die speziell zu diesem zweck in Windeseile auf die Beine gestellt wurden: Job Aid Ukraine und UA Talents.
Vielleicht könnt ihr neben dem Jobangebot, auch eine Unterkunft organisieren, bei bürokratischen Formalitäten unterstützen und vielleicht sogar im Team einen Deutschkurs für die neuen Kolleg*innen organisieren, wie es beispielsweise die Pflegeschule in Neu-Isenburg anbietet.
Vodafone hat beispielsweise einen Fast-Track für die Einstellung auf die Beine gestellt:
5. Nutzt das Potential eures Teams, eures Unternehmens und werdet kreativ!
Es ist klar, dass nicht jedes Unternehmen die Ressourcen der Deutschen Bahn hat und gleich eine komplette Schienenversorgung für die Ukraine auf die Beine stellen kann. Es geht darum, dass ihr kreativ werdet, die Talente im Team und eure Ressourcen nutzt und dort unterstützt, wo ihr könnt und es eure eigenen Kapazitäten zulassen. Ihr seid im HR auch nicht allein: Bezieht die anderen Teams und auch alle Mitarbeitenden bei der Ideenfindung und der Umsetzung mit ein. Lasst uns gemeinsam mit anpacken und alle Menschen, die auf der Suche nach Unterstützung zu uns kommen – egal ob aus der Ukraine oder aus anderen Krisengebieten – willkommen heißen.
Beitragsfoto von SamuelFrancisJohnson